Rhein-Neckar-Zeitung, 22. März 2008

Die Rückkehr des Bibers ...

Die Rhein-Neckar-Zeitung sprach mit Peter Baust, dem Vorsitzenden vom NABU Mosbach, über die Wiedereinbürgerung des Nagers

 

Was ist denn der Grund für das Comeback des kleinen Nagers, Herr Baust? In den letzten Jahrzehnten bzw. Jahrhunderten sah es mit dem Biber in Europa doch sehr schlecht aus…

 

Baust: In der Tat war der Biber bis vor einem Jahrhundert regelrecht ausgerottet. Daher wurde er zu Recht unter Schutz gestellt und es gab mehrere Wiederansiedlungsprojekte. Unter anderem auch in Baden-Württemberg, welches allerdings fehlschlug. Bei den jetzt auftauchenden Bibern handelt es sich wahrscheinlich um Nachkommen von Restpopulationen aus dem Donauraum und von der Elbe. Es ist schon eine Sensation, dass sich so ein großes Wildtier – denn so klein ist der Biber gar nicht – erholt und sich wieder etabliert.

 

Was für Voraussetzungen braucht denn ein Biber, um sich wohlzufühlen und einzunisten?

 

Baust: Früher dachte man, dass der Biber hochgradig spezialisiert sei. Doch mittlerweile weiß man, dass er eigentlich nur Wasser und Futter braucht, um sich wohlzufühlen. Im Übrigen ist er entgegen vieler Gerüchte reiner Vegetarier und frisst Grünzeug aller Art.

 

Insofern war die Umgestaltung des Elzmündungsraums (IKONE-Projekt) ein Erfolg?

 

Baust: Er schwamm wohl den Neckar runter und fand erstmal hier an der Elzmündung genug zu fressen. Der Neckar mit seinem mit Steinen verbauten Ufer ist sonst nämlich nicht so üppig. Daher war die Umgestaltung schon ein Erfolg. Jedoch sind dort im Sommer die Störungen durch Partys oder Hunde wohl zu groß.

 

Wo ist der kleine Kerl denn eigentlich? So einfach bekommt man ihn ja nicht zu Gesicht.

 

Baust: Der Biber ist auch in erster Linie nachtaktiv und nur wenn nicht gestört wird, kann er auch mal tagaktiv sein. Außerdem hat er eine extrem gute Witterung und kommt – wenn er etwas hört oder riecht – erst gar nicht aus seinem unterirdischen Bau.

 

Mit dem Staudammbau oder dem Biberburgenbau scheint es wohl noch nicht so gut bestellt. Jedenfalls lassen sich keine erkennen…

 

Baust: Der Biber baut ja auch nicht zwangsläufig Dämme oder Burgen. Nur wenn er einen Partner findet und gewissermaßen eine Familie gründet, baut er seinen Bau – ein unterirdisches Loch - auch oberirdisch zur Burg aus. Und Dämme baut er nur, wenn der Wasserspiegel absinkt und der Eingang zu seiner Burg trocken zu fallen droht.

 

Wie viele Biber befinden sich denn schätzungsweise dort unten am Neckar?

 

Baust: Man geht davon aus, dass es sich hier um einen einzelnen Biber gehandelt hat, der allerdings keinen Partner fand und deshalb schon wieder weitergezogen ist.

 

Wie wird sich denn der Biberbestand in Zukunft entlang des Neckars entwickeln?

 

Baust: Ich würde eher sagen ‚im Odenwald’ statt ‚entlang des Neckars’. Denn weite Bereiche des Odenwalds sind potentieller Biberlebensraum und in sofern bin ich mir sicher, dass sich der Biber ausbreiten und eine funktionierende Population entwickeln wird.

 

Welche Veränderungen ergeben sich denn mit der Zeit durch diese Biberpopulation in dieser Landschaft?

 

Baust: Der Biber ist ein Landschaftsgestalter und erhöht die Biotopvielfalt in naturnahen Landschaften. Seine gestauten Biberseen und die sich später daraus entwickelnden Lichtungen sind vom Biber geschaffene Lebensräume. Ob er das allerdings am Neckar schafft, wage ich zu bezweifeln. Aber es gibt ja noch eine ganze Reihe anderer Gewässer bei uns..

 

Wenn der Biber in die Landschaftsgestaltung eingreift, kann das dem Menschen zuweilen gegen den Strich gehen. Überspitzt formuliert: Müssen sich jetzt Anwohner vor plötzlich umfallenden Baumstämmen fürchten?

 

Baust: Umstürzende Bäume wird es geben, aber bei weitem nicht so viele, wie sie Wiebke, Lothar, Emma und Co. fordern Es kann auch Probleme mit der Grabtätigkeit der Tiere geben, wenn z.B. schwere Fahrzeuge einbrechen. Dies kann jedoch einfach dadurch vermieden werden, dass bei der Bewirtschaftung der rechtmäßige Abstand zu Fließgewässern eingehalten wird.

 

Fällt der Vortrag am 1. April zufällig mit den jetzt entdeckten Spuren zusammen, oder ist er schon länger geplant?

 

Baust: Das neuerliche Auftauchen am Neckar fällt wirklich zufällig mit unserem Vortrag zusammen. Doch stand das Thema durch Funde vor zwei und drei Jahren schon länger an. Denn dass der Biber zurückkehrt ist sicher und auch richtig so. Er ist ein Wildtier, das zu uns gehört.

 

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