Das Beispiel Uhu macht Mut

Eulenexperte Ernst Vilter stellte den „Vogel des Jahres 2005“ vor – Dank Artenschutzarbeit vor dem Aussterben bewahrt – 2 Paare brüten im NOK

Von Peter Lahr

Mosbach. Der Miltenberger Ornithologe Ernst Vilter referierte im Rahmen der Jahreshauptversammlung der NABU-Gruppe Mosbach dieser Tage über die weltweit größte Eulenart. Ganz aus der Nähe konnten die 40 Zuhörer im „Lamm“ den mystischen Vogel als ausgestopftes Präparat begutachten. In der freien Natur zählt es zu den absoluten Glücksfällen, den lautlosen Jäger zu sehen, zählt der Uhu doch zu den dämmerungs- und nachtaktiven Tieren.

„Buhu! Uhuhu-u-uhu-hu!“ mit dem typischen Ruf des Uhus eröffnete Ernst Vilter seinen Diavortrag. Bereits seit Jahrzehnten beschäftigt sich der Miltenberger Vogelkundler ausgiebig mit der Familie der Eulen und hatte lange Zeit das Amt des 2. Vorsitzenden der „Aktion Wanderfalken- und Uhuschutz“ in Bayern inne.

Der Uhu sei zwar als „mystischer Vogelgestalt“ jedem Kind bekannt, doch in der freien Natur könne man das dämmerungs- und nachtaktive Tier nur sehr selten beobachten. Seit der Antike als „Totenvogel“ nicht gerade bestens beleumundet, gereichte der Uhu im 19. Jahrhundert den Jägern so sehr zum Ärgernis, dass er beinahe in Deutschland ausgerottet wurde. Aus der Landschaft Baden-Württemberg war er bereits vollständig verschwunden.

Dank intensiver Schutzbemühungen bis hin zu Horstbewachungen sei es jedoch mittlerweile gelungen, den Uhu wieder in Deutschland heimisch zu machen, erläuterte Vilter. Im NOK brüten derzeit zwei Uhupaare.

Auch wenn der Uhu immer noch als „gefährdet“ auf der Stufe 2 der roten Liste der gefährdeten Arten stehe, so zählte der Referent den Uhu doch zu Beispielen, die Mut machten zu weiteren Anstrengungen im Naturschutz. Denn mithilfe gezielter Artenschutzprogramme habe der Uhu wieder bei uns heimisch gemacht werden können. Auf rund 1 000 Brutpaare werde der Bestand derzeit bundesweit geschätzt - ein Viertel  davon lebe in Bayern.

Ein ausgewachsener Mann spannt, wenn er seine Arme nach beiden Seiten ausstreckt, bis zu 1,80 Meter. Genau so weit ist die Flügelspanne des Uhus, der ein Gewicht von bis zu gut 3 Kilogramm auf die Waage bringt. Der Uhu bewohnt ausgedehnte Wälder im Mittelgebirge und am Alpenrand und bevorzugt als Lebensraum eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft. Sein Brutrevier hat oft einen Durchmesser von 15 Kilometern. Die Tage verschläft der Uhu in einem Baum sitzend, wo er mit seinem braun gesprenkelten Federkleid bestens getarnt ist. Mit der hereinbrechenden Dämmerung geht der Uhu auf die Jagd. Dank seiner in besonderer Art und weise „konstruierten“ Federn zählt die weltweit größte Eulenart zu den absolut lautlosen Jägern – wie übrigens alle Verwandten aus der Eulenfamilie. Nicht einmal die feinen Mauseohren hören den Anflug des großen aber wendigen Jägers.

Bei seinem Speiseplan ist der Uhu wenig wählerisch und orientiert sich am Angebot: Igel, Feldhasen, Kaninchen, aber auch Feldmäuse, Ratten und Krähen werden verzehrt, im Fall des Falles begnügt er sich sogar mit größeren Insekten.

Bereits ab Ende März baut der Uhu auf einem Felsvorsprung oder direkt am Boden ein Nest. Als „sekundären Brutplatz“ wählt er auch Steinbrüche. Besonders wenn alte Steinbrüche wieder zugeschüttet werden sollen, kann das zu fatalen Folgen führen. Jahrzehnte lang dauert hier bereits Vilters Einsatz für den Erhalt alter Steinbrüche, in denen Uhus brüten.

Sorgen bereitet Vilter zudem eine „Trendwende“ in Bayern. Traditionelle Brutplätze würden aus bislang unbekannten Gründen aufgegeben. Vieles spräche dafür, dass Veränderungen im Nahrungsangebot, bzw. in deren Erreichbarkeit eine Rolle spielten.

Zu den beiden Hauptgefahren des Uhus zählte Vilter den Stromtod und Störungen durch Freizeitkletterer. Eine Art langfristiger Lichtblick sei, dass die Energieversorger innerhalb der nächsten zehn Jahre gesetzlich dazu verpflichtet seien, ihre Mittelspannungstrassen mithilfe von Kunststoffabdeckhauben uhusicher zu machen. Und auch bei den Kletterern könne mithilfe von großräumigen Besucherlenkungskonzepten Abhilfe geschaffen werden.

„Der Uhu zählt heute noch – oder wieder – zu den schutzwürdigen Arten in Deutschland“, so lautete das Fazit von Ernst Vilter am Ende seines Vortrags.

 

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