Rhein-Neckar-Zeitung, 31. Mai 2012
|
Hier wurden nicht nur Nistkästen gebaut
|
Umweltzentrum Mosbach feierte 25-jähriges Bestehen – Anlaufstelle und „Basislager“ zu den Themen Naturschutz und Nachhaltigkeit
|
|
Bericht von Peter Lahr
|
Es liegt zwar etwas versteckt in der oberen Heugasse. Doch wer es gefunden hat, den erwartet eine riesige Menge an Informationen rund um die Themenfelder Naturschutz, Ökologie und Nachhaltigkeit.
|
Die Rede ist vom Mosbacher Umweltzentrum, das am Dienstagabend sein 25-jähriges Bestehen feierte. Unter den gut 30 Gästen konnten Peter Baust, Vorsitzender der NABU-Ortsgruppe Mosbach (Naturschutzbund Deutschland), sowie Klaus Junker, langjähriger Kreisvorsitzender des BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland) auch Bürgermeister Michael Keilbach begrüßen.
|
Ein Zufallsfund, so Peter Baust, habe zum „Feiertag“ geführt. Beim Streichen des Raumes habe man vor einigen Jahren auf der Rückseite des Mosbacher Wappentellers die Unterschrift des ehemaligen OB Fritz Raff entdeckt sowie das Datum 29. Mai 1987. Dass sich die Stadt Mosbach seit einem viertel Jahrhundert eine „kleine subversive Zelle“ erlaube, darüber freute sich der Redner.
|
„1987, das war ein Jahr nach Tschernobyl“, kam Bürgermeister Michael Keilbach auf die Anfangszeit zu sprechen. Er empfand es als eine gute Sache, dass die Stadt den Raum (fast) kostenlos zur Verfügung stelle. Auch die von OB Raff bei der Eröffnung angedachte Stelle eines Umweltbeauftragten sei mittlerweile längst Realität geworden. Besonders im Zusammenhang mit neuen Naturschutz-und FFH-Schutzgebieten sei die Stadt federführend. Momentan plane man, das Nüstenbacher Tal zu einem Schutzgebiet zu erklären. „Es ist wichtig, dass hier viele Menschen aktiv sind und den Gedanken der Nachhaltigkeit weitertragen“, betonte Keilbach.
|
Klaus Junker –zusammenmit Dr. Karl Wilhelm Beichert (Schefflenz) einer der „Gründungsväter“ des Umweltzentrums – ließ einen kurzen historischen Abriss folgen. Seit den 1970er-Jahren habe auch in Mosbach eine dynamische Umweltentwicklung stattgefunden. Alarmiert etwa durch das Buch „Der stumme Frühling“ oder die Berichte des „Club of Rome“ zu den Grenzen des Wachstums, organisierten sich Umweltschützer in verschiedenen Gruppierungen, etwa in dem 1974 gegründeten DBV (Deutscher Bund für Vogelschutz, heute NABU) oder dem 1981 folgenden BUND.
|
In den 1980er-Jahren wurden beide Verbände auch „Träger öffentlicher Belange“, durften sich etwa bei Anhörungen zu Straßenbauprojekten äußern. Eine Jugendgruppe war in der Frühzeit sehr aktiv.
|
Ein Problem war jedoch, dass sich die Umweltaktivisten entweder in Privatwohnungen oder im „Lamm“-Hinterzimmer trafen. Gesucht wurde ein fester Punkt, an dem man kontinuierlich arbeiten konnte. Mit dem Wahlsieg von Fritz Raff habe ein neuer Wind im Rathaus geweht – ablesbar etwa an einem städtischen Referat für Umweltschutz. Ein Antrag auf ein Umweltzentrum wurde rasch bewilligt. Engagierte Ehrenamtliche sorgten in den ersten Jahren dafür, dass drei Mal in der Woche geöffnet war. Gefragt waren nicht nur einschlägige Informationen – etwa zu ökologischen Haushaltsprodukten – auch ganz praktisch wurde im Umweltzentrum gearbeitet. Unzählige Nistkästen entstanden hier. Auch diverse „Apfelsaftaktionen“ nahmen hier ihren Ausgangspunkt. Heute gibt es im Umweltzentrum zwar keine regelmäßigen Öffnungszeiten. Es fungiere aber als „eine Art Zuhause“ für sechs verschiedene Umweltgruppierungen.
|
„Wir treffen uns hier regelmäßig und planen Aktionen“, erklärten Klaus Junker und Peter Baust. Vielfältiges Informationsmaterial und allerlei „Equipment“ werde in diesem „Basislager“ aufbewahrt.
|